



Am Freitag, 12. August 2011 fuhren wir frühmorgens in Richtung Ijsselmeer los. Wenige Wochen vorher charterten wir in Stavoren für eine Woche Katja, eine Bavaria 32 Cruiser, um die ersten selbständigen Segelerfahrungen zu sammeln. Aufgrund des grösseren Verkehres im Ruhrgebiet und auch in Holland kamen wir im Laufe des Nachmittages im hübschen Warns bei Stavoren am Ijsselmeer an. Wir übernahmen das Boot und belohnten uns auf Empfehlung des Vercharterers im Op Warns, einem von Will geführten Restaurant zur Vorspeise mit einem Topf Mossellen und zur Hauptspeise mit saftigen Spare Ribs bzw. einem leckeren Stück Fleisch. Zufrieden und müde verbrachten wir unsere erste Nacht auf Katja.
Tag 1 – 13.08.2011 von Stavoren nach Enkhuizen – 21 sm
Nach einem ausgiebigen Frühstück und letzten Tipps vom Vercharterer legten wir um 11:30 Uhr ab und fuhren im Kanal vom Jachthafen Pyramide in Richtung Johan Frisosluis. Auf-grund der idealen Wetterbedingungen vereinbarten wir auf das Ijsselmeer hinauszufahren und dann dort festzulegen, ob wir nach Segelmanövern wieder zum Heimathafen zurückkehren oder gleich einen Schlag nach Enkhuizen in Angriff nehmen.
Gemütlich tuckerten wir auf dem Kanal in Richtung Ijsselmeer. Im ziemlich vollen Warteraum angelangt konnten wir nach kurzem Anlegen in Richtung Schleuseneinfahrt losfahren. Kurz vor Einfahrt in die Johan Frisosluis wechselte dann aber das Signal gerade vor uns von grün auf rot, so dass wir das Manöver abbrechen, und vor der geschlossenen Schleuse ein weiteres Anlegemanöver fahren mussten. Nach kurzer Zeit öffnete die Schleuse und nach einem grossen Plattbodenboot fuhren nun auch wir in die Schleuse ein, legten problemlos längsseits gegenüber dem Plattbodenboot an und warteten auf die Schleusung. Nach wenigen Minuten öffnete sich diese Schleuse und wir fuhren nach dem Plattbodenboot über den Vorhafen von Stavoren ins Ijsselmmer hinein. Dort angekommen setzten wir sofort Vollzeug und nahmen Kurs auf Enkhuizen, steuerten aber zuerst noch auf Halbwind einen Westkurs, um uns von den Untiefen zwischen Stavoren und Lemmer freizuhalten. Mit Wind aus Süd mussten wir danach in Richtung Enkhuizen aufkreuzen. Jede Wende gelang besser und zwischenzeitlich sahen wir einen unserer, an der Reling noch befestigten Fender davonschwimmen. Bevor wir den Verlust richtig begriffen, war dieser schon ausser Sichtweite und ein Manöver zur Bergung wohl aussichtslos. Der anfängliche Wind aus Süd wehte mit 3 Beaufort und schwächte sich dann am Nachmittag auf 2 Beaufort ab. Bei der Einfahrt nach Enkhuizen setzte leider gar noch leichter Regen ein.
Enkhuizen erreicht, entschieden wir uns den Compagniehafen anzulaufen, um statt im Stadthafen im Päckchen in einer Box zu liegen. Im Compagniehafen mussten wir zuerst durch die ganze Hafenanlage bis zum Meldesteiger durchfahren, wo uns ohne anzulegen die Box Lima 23 zugewiesen wurde. Nun hiess es im Hafenbecken zu wenden und die Box zu suchen, was nicht schwer war, da alles sehr gut signalisiert. Das erste Einbiegen misslang und auch rückwärts wollte das Schiff nicht so wie es der Skipper beabsichtigte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, viel (zu viel) motoren im Hafenbecken und vielen Zusehern entschied ich, das erfolglose Manöver abzubrechen und den Hafen wieder zu verlassen. Aber nicht aufgeben war der Zweck, sondern wir drehten draussen wieder in den Hafen hinein, näherten uns dem Liegeplatz und fuhren dann problemlos hinein, vertäuten das Schiff und hatten damit unseren ersten Schlag auf einer grösseren Segeljacht alleine absolviert.
Enkhuizen wäre sicherlich sehr schön gewesen, aber das regnerische Wetter schmälerte den Eindruck etwas. Wir wählten ein gutes Restaurant und genossen dort beide jeweils zwei leckere Seezungen. Müde und geschafft schliefen wir dann tief und fest auf unserer Katja ein.
Tag 2 – 13.08.2011 von Enkhuizen nach Hoorn – 25 sm
Nach dem Frühstück legten wir bereits um 10 nach 10 in Enkhuizen problemlos rückwärts ab. Nach der Ausfahrt aus dem Hafen fuhren wir zur Krabbersgaat-Schleuse, welche als Naviduct über die Autobahn geführt wird. Wegen der hohen Seitenwände in der Schleuse bekommt man aber davon nichts mit. Wir konnten direkt in die Schleuse einfahren und weni-ge Minuten später befanden wir uns im südlichen Teil des Ijsselmmeeres, dem Markermeer. Der Wind blies anfangs mit mässigen 2 Beaufort aus Südwest. Im Laufe des Tages frischte er dann auf 4 Beaufort auf und drehte auf West. In Böen erreichte er gar bis 21 Knoten. Dafür wurde es mit zunehmendem Wind immer schöneres Wetter. Die Wenden auf unserem Amwindkurs gelangen uns sehr gut und in Böen krängte das Boot immer sportlicher. Teilweise knackten wir gar die 7 Knoten Marke deutlich und machten bis zu 8 Knoten Fahrt. Um 14:20 Uhr refften wir dann sogar nach kurzem Beidrehen. Um 15:45 liefen wir im Vluchthafen von Hoorn ein, nachdem wir im Buitenhafen eine Runde gezogen hatten und keine grosse Lust auf Anlegen im Päckchen verspürten. Wir legten am Meldesteiger des Vluchthafens an und fuhren dann beinahe perfekt in die zugewiesene Box D26.
Ein schöner Segeltag neigte sich dem Ende zu und wir besichtigten das malerische Städtchen, wo man das Gefühl hatte im 17. Jahrhundert gelandet zu sein. Leider war auf dem schönsten Platz des Städtchens Jahrmarkt. Wir genossen ein leckeres Abendessen und ver-zogen uns bald in die Koje.
Tag 3 – 15.08.2011 von Hoorn nach Lelystad – 24 sm
Nach dem Frühstück legten wir bereits kurz nach 09:30 Uhr in Hoorn ab, wollten wir doch möglichst früh Lelystad erreichen, um einerseits die Batavia-Werft zu besuchen und noch dem dortigen Outlet einen Besuch abzustatten.
Da der Wind mit 3 bis 4 Beaufort aus Nordwest bis West wehte konnten wir einen Raum-schotskurs anlegen. Um 13:30 Uhr mussten wir dann unsere erste Halse fahren, welche per-fekt gelang. Nach diesem Manöver konnten wir auf Halbwindkurs direkt unser Ziel ansteuern. Auf dem ganzen Törn begleitete uns sonniges Wetter.
Die Einfahrt in die Houtrib-Schleuse bei Lelystad war nicht ganz einfach. Wir mussten einem Frachter Vortritt lassen, der auch noch nicht in die Schleuse einlaufen konnte. Mit uns warte-ten einige Boote vor der Schleuse. Bei der Einfahrt gab es dann ein Durcheinander, da alle losschossen und sich noch ein Boot mit deutscher Flagge bei der Einfahrt vordrängte. Erst im letzten Moment wies mich mein Schatz darauf hin, dass eine Brücke die Einfahrt in den hinteren Teil der Schleuse verhinderte, was durch rote Ampeln signalisiert war. Ich dachte noch, warum fahren Sie dem Frachter nicht hinterher. Spätestens wenn der Mast durch die Brücke gekürzt worden wäre, hätte ich es auch bemerkt.
Nach der Schleuse bogen wir in die Hafeneinfahrt ein und wollten im Houtribhaven anlegen. Der Meldesteiger war jedoch belegt und ein Anlegemanöver misslang wegen ablandigem Wind. Nach mehreren Runden im Vorhafen nervten zudem auch ein- und ausfahrende Boote. Schliesslich entschlossen wir uns am Meldesteiger von Deko Marina anzulegen, der auflandig lag. Das Manöver misslang, doch waren zum Glück zwei nette Holländer zugegen, die uns tatkräftig unterstützten. Auch bei der Einfahrt in die Box benötigten wir ihre Hilfe, machten wir doch so ziemlich alles falsch, was man falsch machen konnte. Wir hatten das Gefühl mit starkem Wind zu kämpfen, in Tat und Wahrheit wehte nur ein laues Lüftchen von 10kn Stärke.
Obwohl wir bereits frühmorgens wegfuhren und eigentlich flott unterwegs waren, verstrichen zwischen Segelbergen vor Lelystad mit Schleusenmanöver bis zum Anlegen in der Box fast 2 Stunden! Rückblickend hatten wir uns seit der Abfahrt in Stavoren wohl etwas zu viel vorgenommen und die Fehler der letzten zwei Stunden waren wohl grösstenteils darauf zurück-zuführen. Trotzdem machten wir uns sofort auf Richtung Batavia-Werft, die aber bereits um 17 Uhr schloss, weshalb wir den Besuch ausliessen und uns das Outlet ansahen, welches sehr hübsch angelegt war und einige Schnäppchen zu bieten hatte, aber zum Glück 😉 auch bereits um 18 Uhr seine Tore schloss. Vollgepackt machen wir uns auf den Rückweg zum Hafen und geniessen im Hafenrestaurant beim Sundowner die Sonnenstrahlen und schlies-sen den Tag mit einem leckeren Essen ab bei dem natürlich Muscheln zur Vorspeise nicht fehlen dürfen.
Tag 4 – 16.08.2011 von Lelystad nach Urk – 15 sm
Heute hatten wir uns vorgenommen etwas kürzer zu treten und in einem kleinen Schlag nach Urk zu segeln. Um 09:40 Uhr legten wir bei leichtem Regen ab und nahmen mit raumem Wind aus Süd von 2 Beaufort Kurs in Richtung Urk. Nach gut eineinhalb Stunden konnten wir eine Halse segeln und mit dem in der Zwischenzeit auf 4 Beaufort aufgefrischten Wind auf Halbwindkurs Urk direkt anfahren. In der Zwischenzeit hatte das Wetter aufgehellt und als wir um 13 Uhr in Urk anlegten war es sonnig. Wir legten längsseits an der strandseitigen Pier zwischen einem Motorboot und einem Plattbodenschiff an. Der Motorbootfahrer und seine Frau halfen uns freundlicherweise beim Festmachen.
Danach erkundeten wir das liebliche Urk. Warfen einen Blick in die Markthalle, wo Fisch in Lots versteigert wurden, bestiegen den Leuchtturm und durchwandern das kleine Örtchen. Die geplante Zwischenmahlzeit wurde zu einem leckeren aber grösseren Essen im Fischres-taurant, so dass wir uns abends auf dem Schiff verpflegen. Die strandseitige Pier war etwas dem Wind ausgesetzt und in der Nacht pfiff der Wind durch den Mast, so dass man das Ge-fühl hatte es herrsche Starkwind, was aber glücklicherweise nicht der Fall war.
Tag 5 – 17.08.2011 von Urk nach Lemmer – 19 sm
Um 9 Uhr hiess es in Urk Leinen los und der ablandige Wind trieb uns problemlos aus der Parklücke. Nach der Ausfahrt aus Urk konnten wir mit von SW auf NW drehendem Wind auf beinahe Halbwindkurs direkt auf die Bucht vor Lemmer Kurs anlegen. Für das Setzen des Grosssegels nahm ich ausnahmsweise die Winsch zur Hilfe und prompt blockierte die Leine vollständig in der Winsch. Nach kurzem Überlegen und dem Verwerfen des Durchschneidens der Leine nahm ich das Bordwerkzeug zur Hand und begann die Winsch auseinander zu nehmen. Nach wenigen Minuten war dann die Leine wieder frei und dem Bergen des Grossegels stand nichts mehr im Wege.
In Lemmer angekommen legten wir um 13:34 Uhr im Jachthafen Lemmer an. Der Hafen lag zwar nicht gerade idyllisch sondern erinnerte eher an eine Industrie- und Gewerbezone aber die malerische Innenstadt war nur wenige Gehminuten entfernt. Dafür war der Yachthafen im Gegensatz zur geschäftigen Innenstadt ruhig gelegen. In Lemmer fanden wir bei eine Yachtausrüster noch Ersatz für den am ersten Tag verlorenen Fender.
Tag 6 – 18.08.2011 von Lemmer nach Stavoren – 27 sm
Heute stand der längste Schlag auf dem Programm. Es blies ein konstanter Wind mit 4 Beaufort aus Südost und es hatte ziemliche Wellen. Nach dem Auslaufen um 10:45 Uhr konnten wir zuerst auf raumem Kurs den ausgedehnten Untiefen zwischen Lemmer und Stavoren entlang segeln um dann nach den Untiefen anzuluven und gegen den Wind aufzu-kreuzen. Es war den ganzen Tag über bewölkt und Nachmittags gab es dann auch immer wieder kleinere Regenschauer.
In Stavoren angekommen schleusten wir dann durch die Johan Frisosluis in den Kanal in Richtung Yachthafen Pyramide. Dort angekommen legten wir rückwärts in unsere Box ein und vertäuten das Schiff und reservierten sofort einen Tisch bei Will im Op Warns um Mosselen sowie ein Stück Fleisch bzw. eine halbe Portion Spare Ribs zu geniessen.
In der Nacht brachte dann ein Ausläufer eines Sturmtiefs von der Nordsee her etwa eine Stunde ziemliche Unruhe und Lärm in den Hafen.
Am nächsten Tag gaben wir dem Vercharterer die Katja wieder zurück und machten und auf den Heimweg.
Fazit: Der erste Törne alleine im Ijsselmeer ist uns gelungen. Wir haben das Boot wohlbehalten wieder zurückgebracht. Das Segeln macht riesigen Spass! Aus jedem Fehler muss man seine Lehren ziehen! Jedes Manöver vergrössert die eigene Erfahrung!
Statistik: 136 zurückgelegte Seemeilen, wovon 26 Seemeilen unter Motor. Der Motor lief in dieser Woche während insgesamt 10,4 Stunden.
Tags: Projekt