Schienen, Nähen und Spritzen in Hamburg
von Martina
Unser Fazit nach dem absolvierten Notfallkurs im Oktober 2010 in Zürich war, dass wir uns vertieft mit dem Bereich der Medizin auseinandersetzen wollen.
Als die in Hamburg ansässigen segelnden „Sea Docs“ unter Dr. Fabian Steffen ein Wochenendeseminar unter dem Titel „Medizin an Bord“ für medizinische Laien ausschrieben, wissen wir, das ist genau das Richtige für uns.
Am 10. Dezember 11 ist es soweit, wir besteigen den ersten Air-Berlin-Flieger, Ziel Hamburg. Das Taxi bringt uns bei kühlem Nieselwetter an die beste Adresse in der Hansestadt, an den Neuen Wall No. 18, gleich bei der U-Bahnstation Jungfernstieg. In den Räumlichkeiten der Yachtschule Kapitän Buhlheller werden wir zusammen mit 18 Seglern die kommenden 2 Tage schnippeln, schienen, spritzen und nähen.
Der Kursinhalt umfasst:
- Untersuchen des Patienten (ansprechbar oder nicht), versuchen eine Diagnose zu stellen für die Kommunikation mit dem Arzt, unter Umständen die Entscheidungen treffen ob eine Abbergung / ein Anlaufen des nächsten Hafens usw. nötig ist
- Wiederbelebung, inkl. Defibrillator, Wendel-/Larynxtubus
- Schienen, Ruhigstellen von Brüchen, Verstauchungen, Prellungen usw.
- Die verschiedenen Stadien der Verbrennung mit entsprechender Versorgung
- Wundpflege, inkl. Nähen eines Hühnerschenkels :), korrektes Desinfiszieren und Spülen einer Wunde
- Unterkühlung, Ertrinken und die richtige Bergung
- Sonnenstich / Sonnenbrand / Hitzeschlag
- Gabe von Medikamenten unter die Haut / in die Vene oder mittels intraossärem Zugang (Stahlkanüle in die Knochenmarkshöhle)
- Sinnvolle Medikamente
- Geeignete Literatur
usw.
Unser Fazit:
- Alles verhindern, dass es zu einem Unfall an Bord kommt!
- Auch wenn ich das fachgerechte Zunähen des Hühnerschenkels genossen habe; Wunden an Bord nähen zu wollen, ist illusorisch und nicht praktikabel! Die Wundränder sind selten glatt (Platzwunde mit gezacktem Wundrand viel wahrscheinlicher) und die Gefahr einer Infektion nach dem Zunähen ist gross – eine optimale Wundversorgung ist die sinnvollere Alternative
- Genaues und gründliches Untersuchen / Erfragen des Patienten, festhalten der Ergenisse und anschliessender Diagnose durch einen Arzt ist das A und O
- Ein über Bord gegangenes Mitglied darf nach der Rettung unter keinen Umständen stehen, sitzen oder herumgehen (Blut fliesst in die Beine)! Sofort Beine hochlagern (Blut fliesst Herzwärts) oder sogar an den Beinen voran an Bord ziehen!
- Immer versuchen, Ruhe zu bewahren
- Auf die Entzündungszeichen achten: Rubor – Dolor – Tumor = Rötung – Schmerz – Schwellung
- Die zwei Tage waren sehr lehrreich, aber wir hoffen das Gelernte nie anwenden zu müssen!
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