Reiseseite von Martina & Daniel

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Skippertraining in Punat

26. März 2011 · Keine Kommentare

von Daniel

Am 21. März fuhren wir frühmorgens los in Richtung Punat auf die Insel Krk in Kroatien. Die Wetteraussichten verhiessen nicht allzu gutes Wetter, sollte es doch recht kalt werden, teils in der Nacht sogar bis gegen den Gefrierpunkt. So packten wir sehr warme Kleidung und unser gesamtes Ölzeug ein.

Als wir nach Rijeka der kroatischen Küstenstrasse entlang fuhren sah man durch starke Böen die Gischt über die Buchten wehen und das Aussenthermometer zeigte nur noch knapp 5 Grad über Null an. Am Kassenhäuschen der Brücke zur Insel Krk musste man die Geldscheine sehr gut fest halten und konzentriert übergeben, damit diese vom starken Wind nicht weggeweht werden.

Bora nennt sich dieser Wind. Präziser dieser im Winter und Frühling sehr kalte Wind. Wikipedia sagt dazu: „Die Bora ist ein trockener, kalter und böiger Fallwind zwischen Triest, sowie der Kvarner Bucht und der istrischen, dalmatinischen und montenegrinischen Adriaküste. Winde vom Bora-Typ gehören mit ihrer Häufigkeit und ihren hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten, vor allem zwischen Triest und der Nordwest-Küste Kroatiens sowie in Teilen Süddalmatiens und Montenegros zu den stärksten der Welt. Spitzengeschwindigkeiten einzelner Böen erreichen hier Werte von bis zu 200 km/h“. Wunderbare Aussichten also.

Weil wir die Gegend nicht kannten reisten wir bereits zwei Tage vor dem Training an, um Land und Leute etwas kennen zu lernen und dann ausgeruht an Bord zu gehen. Trotz strahlendem Sonnenschein schränkte der starke Wind und die kalten Temperaturen unser Programm aber ein und auch viele Restaurants und Geschäfte waren noch geschlossen.

Am Mittwoch 23. März ging es dann los. Und der Wind war weg! Der Tag bescherte frühlingshaft angenehme Temperaturen um die 18 Grad. Restaurants und Geschäfte öffneten und es kehrte Leben in die Strassen ein. Auf dem Schiff erzählte uns der Skipper, dass dies nun bereits das vierte Training sei und der erste Tag ohne eisige Bora!

Nach einer kurzen Einweisung ins Schiff, eine Privilège 465 namens Pantarhei gings auch schon los. Wir fuhren im Hafen Steuer- und Wendemanöver mit den beiden Motoren und übten das Anlegen mit dem Heck am Steg. Zuerst in einer grossen Lücke und dann an unserem Liegeplatz, welcher beidseitig noch knapp einen Meter Raum bot, um den 7,4 Meter breiten Katamaran hineinzumanövrieren. Grundsätzlich klappten die Manöver recht gut, wenn man davon absah, dass man öfters die beiden Gashebel vertauschte und dann eben der Katamaran sich nicht so bewegte, wie man dachte.

Am zweiten Tag ging es weiter mit einem im Mittelmeerraum üblichen Anlegemanöver: „römisch-katholisch.“ Mit Buganker rückwärts an die Pier und über Heck mit Landleinen sichern. Dabei liegt die Schwierigkeit neben dem präzisen Steuern in der richtigen Geschwindigkeit und dem richtigen Zeitpunkt zum Fallenlassen des Ankers.

Nach einem kleinen Imbiss auf dem Boot liefen wir dann nach Krk aus, um dort an der Pier des Hafens das seitliche An- und Ablegen zu üben. Während dem Training frischte der Wind auch kurz etwas auf und machte deutlich, dass der Wind ein Manöver stark beeinflusst. So war ein Ablegen bei auflandigem stärkerem Wind ohne Spring oder Vorleine nicht mehr fahrbar, was bei leichtem Wind noch problemlos möglich war. Nach einer Stärkung mit einem Kaffee an der Hafenpromenade übten wir weiter, besichtigten noch das Städtchen und gingen dann fein Essen.

Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir zurück und übten uns in der nächtlichen Ansteuerung von Punat. Das Erkennen der Seezeichen in einer Hafeneinfahrt mit starker Hintergrundbeleuchtung von Strassenlaternen und sonstigen Lichtern ist gar nicht so einfach, aber schlussendlich vertäuten wir das Schiff sicher am Liegeplatz.

Den dritten Tag begann Martina mit dem Einfahren der Holeleine einer Mooring! Die Holeleine der Mooring verfing sich beim Lösen unbemerkt am Auslass des Auspuffes und fiel erst beim Vorwärtsschub der Maschinen ganz ins Wasser, wurde vom Sog der Schraube angezogen und wickelte sich sofort darum. Nach einer knappen Stunde Wartezeit befreite uns ein Taucher vom Missgeschick. Wäre das Wasser nicht ganz so kalt gewesen, hätten wir das Problem auch selbst lösen können.

Danach liefen wir unter Motor aus und eine kleine vor dem Hafen gelegene Ankerbucht an, um dort das Ankern mit Hahnepott zu üben. Vor Anker liegend genehmigten wir uns einen mittäglichen Imbiss. Programmgemäss nutzen wir den etwas auffrischenden Wind, um die Segel zu setzen. Beim Setzen des Grosssegels erinnerte uns das Lösen des dritten Reffs an die etwas anderen äusseren Bedingungen der Vortage. Die leichte Brise brachte den schweren Katamaran in Vollzeug nur auf knapp 4 Knoten. Als der Wind etwas mehr auffrischte erreichten wir bei knapp 15 Knoten wahrem Wind eine Geschwindigkeit von doch bis zu 7 Knoten.

Wir übten einige Wenden und Halsen, was trotz des leichten Windes gut gelang, wobei kein Wellengang die Wenden behinderte. Etwas unglücklich ist die Konstruktion des Riggs mit Baby-Vorstag. Bei leichtem Wind verheddert sich das Vorsegel am Vorstag und muss manuell übergeholt werden. Bei stärkerem Wind geht es zwar alleine über, reibt aber heftig am Vorstag und ist auch dementsprechend abgenutzt. Zurück im Hafen machten wir uns durch den Hafen und die Werft auf nach Punat zum Abendessen.

Am letzten Tag standen uns noch zwei Stunden Training zur Verfügung. Wir nutzten die Zeit, um zwischen den Stegen im wirklich engen Bereich des Hafens zu manövrieren. Man musste sich wirklich konzentrieren das 14,4 Meter lange und 7,4 Meter breite Boot zu beherrschen. Zum Schluss übten wir nochmals das heckseitige Anlegen am nun nicht mehr so eng erscheinenden Liegeplatz. Wenn man mit den ersten Versuchen am ersten Tag vergleicht, so konnte man doch deutliche Fortschritte in der Handhabung feststellen.

Rückblickend kann man sagen, dass wir viel gelernt haben, aber man natürlich nur mit Übung die notwendige Sicherheit für die verschiedenen Manöver erlangen wird. Da wir nur fünf Teilnehmer waren kamen wir oft ans Ruder und die Tage verflogen rasch und waren jeweils sehr intensiv. Nebst uns waren noch Hermann, Bernhard und Harald an Bord. Wir verstanden uns allesamt sehr gut und hatten viele lustige Momente. Der Skipper und Trainer Hans brachte viel Erfahrung mit und führte uns gut durch das Programm. Seine methodischen und pädagogischen Fähigkeiten sind aber nicht sehr ausgeprägt.

Das Wetter spielte ausgezeichnet mit. Auf der Rückfahrt kündigten aufziehende Wolken einen erneuten heftigen Bora an und der Wetterbericht der kommenden Tage liess nichts Gutes vermuten. Hermann blieb an Bord, um gleich nochmals ein Training zu absolvieren und wird sich dann wohl beim Einbinden des dritten Reffs an die etwas anderen äusseren Bedingungen der Vortage erinnern.

Tags: Projekt