Reiseseite von Martina & Daniel

Woraus besteht der Mensch? Aus Körper, Seele und Pass

Reiseseite von Martina & Daniel header image 2

Entscheid am 20. Januar 2009!

11. Februar 2009 · Keine Kommentare

Es war einmal…….. oder warum diese Entscheidung?
verfasst von Martina

Wir leben in der Schweiz, notabene in einem Land, wo Honig und Schokolade reichlich fliessen, Sozialsysteme und Krankenversorgung einen ausgezeichneten Ruf geniessen, wo sich die Arbeitslosigkeit und die Kriminalitätsrate auf tiefem Niveau bewegen. Und dann sind wir beide auch noch in krisensicheren Berufen beschäftigt – Daniel sogar in leitender Stellung.

Warum um Himmels Willen dann diese „verrückte“ Entscheidung?

Für das muss ich ein wenig weiter ausholen. Wir haben uns später gefunden, haben beide Ehen und Kinderaufzuchten hinter uns (das eine mit weniger – das andere mit mehr Erfolg). Warum wir in allen beziehungsrelevanten Begebenheiten gleich ticken, mordsmässig Spass zusammen und an denselben Interessen und Hobbys haben, hinterfragen wir nicht – sondern nehmen diese Umstände einfach dankbar an. Auch sind wir glücklich mit uns – genügen uns gegenseitig völlig. Benötigen nicht pausenlos Zerstreuung oder Umtriebe. Wir pflegen einen kleinen, feinen Freundeskreis. Schätzen feines Essen und gute Gespräche.

Diese Faktoren sind für mich unumgänglich, damit unsere „verrückte“ Entscheidung klappt!

Bis dato investieren wir so viel Urlaubs-Zeit wie möglich in Reisen und für unsere grosse Passion, das Tauchen. Aber das sind alles nur Unterbrüche, herrliche und erholsame Pausen und Tankstopps.
Immer mehr wird aber bewusst, dass man die meiste Lebenszeit – täglich mindestens 8¾ Stunden – bei der Arbeit verbraucht. Dem gegenüber stehen je nach dem ca. 3-4 Stunden, die ich mit meinem geliebten Partner verbringe! Das kann es nicht sein! Ich habe überhaupt keine Lust, noch 20 Jahre so weiterzumachen.
Ich mag aber nicht jammern oder wehklagen und beginne stattdessen zu überlegen, ob und wenn ja, wie ich die Situation ändern könnte. Da wir beide nicht vermögend sind, fällt der Favorit „privatisieren“ leider schnell durch das Raster.

Dani und ich diskutieren zu dieser Zeit viel und intensiv. Und wieder bin ich für den Umstand, dass wir zwar gleich ticken, uns aber auch ergänzen sehr dankbar und glücklich. Und so erklimmen unsere Gedanken, Argumente und Diskussionen Stufe um Stufe die Hügel und Berge der Erkenntnis. Und dort steht das Wort AUSWANDERN. Schön und gut – aber wohin? Wo gefällt es uns so gut, dass wir dort unsere Zelte aufschlagen? In welchem Land ermöglichen uns die dortigen Lebenskosten ein Auskommen? Denn eines ist für uns von Anfang an klar: wir wollen in einem anderen Land nicht arbeiten müssen. Irgendwie haben wir uns auf unseren Reisen nie so sehr in ein Land oder eine Region verliebt, dass wir unbedingt dorthin kehren möchten.
Das Unterfangen gerät ins Stocken, scheitert aber nicht. Zu stark ist der Wunsch nach Veränderung und zu weit ist unsere Sehnsucht gediehen.

In dieser Phase nimmt Dani sprichwörtlich das Ruder in die Hand. Er, der eher Besonnene und defensiv Agierende fackelt plötzlich nicht lange, sondern lässt eine Bombe platzen.

Wir segeln davon!

Gestehe frei, dass ich auf diese Ankündigung hin mehr als nur dreimal leer geschluckt habe. Ich liebe zwar das Wasser und könnte mir sehr gut vorstellen, am Meer zu wohnen. Aber ich leide auch unter Seekrankheit und wollte auf den Meeren bereits mehr als einmal sterben.
Doch mein kleiner Schelm hat sich bereits seit einigen Tagen ausführlich mit dem Thema befasst und eingelesen. Von Forschungsgruppen und Medikamenten erzählt er mir, die wunderbar helfen und auch sein Standardspruch, dass nach 4 Tagen auf See das Schlimmste vorüber sei, muss wieder als Trostpflaster herhalten.
Und dann folgen Exkurse über die verschiedenen Schiffstypen, wo und wann wir die theoretische Prüfung für den CH-Segelschein und denjenigen für das Hochseesegeln ablegen können. Ich komme gar nicht zum atmen. Und seine Begeisterung wirkt ansteckend.

Anfänglich bekomme ich beim Gedanken, zukünftig auf und in einem kleinen Boot leben zu müssen Platzangst. Meine Bedingung, dass ich Luft und Licht zum Leben brauche und kein muffiges und dunkles Schiffsverlies will, versteht Dani und er teilt diesen Wunsch. 

Ein diplomierter Organisator überlässt nichts dem Zufall und so präsentiert Dani kurz nach dem Entscheid das Projekt NiWieWe (NichtsWieWeg).
Mit dem Zeitpunkt der Abfahrt am 1. Oktober 2013 bekommt unser Unterfangen etwas Definitives und Endgültiges. Im Positiven gibt’s kein Zurück mehr.

Das Aufgeben und Zurücklassen von Besitz, Hab und Gut macht mir (fast) keine Sorgen. Es sind nur ein paar Stücke, die ich vorerst auf keinen Fall veräussern möchte. Dazu gehören wunderschöne Möbelstücke meiner Eltern und natürlich die Bärensammlung. Für diese Stücke werden wir eine Lösung finden.
Etwas mehr Bauchweh macht mir der Gedanke, meine Eltern und die Kinder zu informieren. Wir sind übereingekommen, dass dafür ca. 1 Jahr vor Abreise noch Zeit ist. Auch wird für sie immer ein Plätzchen auf dem Schiff für einen Besuch frei sein.
Wir sind uns einig, dass wir mehrheitlich alleine segeln wollen. Ob wir zu einem späteren Zeitpunkt Gäste für Passagen aufnehmen wollen, lassen wir noch offen. Allerdings spinnt Dani bereits Ideen, Seminare auf dem Schiff abzuhalten….

Tags: Projekt